Gewicht

168cm - 65() 64() 63() 62() 61() 60() 59() 58() 57() 56() 55(x) 54() 53() 52() 51() 50() 49() 48()

8. März 2014

Erdbeeren. Der Geschmack von Erdbeeren, ruft so viele Erinnerungen auf. Als ich klein war und Erdbeer-Zeit war, hat mir meine Mama immer welche gemacht. Dann saß ich oben auf dem Balkon, die Sonne schien, es war heiß und ich aß meine gezuckerten Erdbeeren. Oft hab ich mir eine "Burg" gebaut, damit ich etwas Schatten hatte. Selbst wenn ich alleine war, habe ich es genossen. Ich saß einfach nur da und hab Erdbeeren gegessen.. Immer wenn ich Erdbeeren esse, muss ich daran denken. Es macht mich traurig. So verdammt traurig.

Und die Sonne. Das lachen der Kinder draußen. Die Wärme. Einfach alles was zum Sommer gehört. Ganz ganz früher liebte ich den Sommer. Er war für mich das tollste im Jahr. Mit meinen Freunden spielen, ins Schwimmbad gehen, es war lange hell. Ich hab all das geliebt.

Doch es hat sich alles geändert, natürlich nicht urplötzlich. Immer und immer mehr. Ich ging nicht mehr so gerne raus, besonders im Sommer nicht. Ich wollte diese kurzen Sachen nicht mehr tragen, erst jetzt realisiere ich das es damals schon angefangen hat. Ich wollte nicht mehr schwimmen gehen, ich wollte keinen Bikini anziehen. Ich hasste diese Hitze. Ich habe angefangen den Sommer zu hassen.

Es könnte alles anders sein. Ich könnte kurze T-shirts tragen, ich könnte alles anziehen und mich nicht dafür schämen. Niemand sieht es und ich glaube niemand versteht es. Niemand sieht mich so, wie ich mich sehe. Und meine Freunde wollen mich anscheinend damit beschützen, wenn diese schon auswenig gelernten Sätze kommen.
»Du siehst nicht fett aus!«
»Auf dem Bild siehst du sogar Dünn aus«
»Du bist nicht hässlich«
»Du siehst immer hübsch aus«

Ich hab es so satt. Anstatt das sie mir mal die Wahrheit sagen. Sie sollen aufhören mich anzulügen. Ich kann das nicht mehr aushalten. Ich wünschte sie würden alle mal die Wahrheit sagen! Ich wünschte sie würden einfach mal sagen
»Ein bisschen abnehmen würde ja nicht schaden«

Stattdessen höre ich nur flüchtige Gedanken, von Leuten die mich aber nicht interessieren. Mal da ein »Schwabbel!« oder ein »Ich bin dünner als du, also!« aber das kommt immer von Leuten die mich nicht beeinflussen können. Diese Sätze gehen natürlich nicht einfach so an mir vorbei, klar motivieren sie mich auch. Für 5min. Bis ich wieder alleine bin. Bis wieder in dieses Frustfressen rein gerate.

Ich will nicht mehr Eifersüchtig auf meine Beste Freundin sein, möchte nicht so von ihr denken. Ich möchte sie als meine Beste Freundin sehen und nicht anders. Wenn ich neben ihr stehe, komme ich mir vor wie ein Wal. Ohne zu übertreiben, so fühle ich mich wirklich. Fuck. Und jedes mal nehme ich mir vor, wieder abzunehmen. Jedes mal nehme ich mir vor, neu anzufangen. Und jedes mal scheitere ich.

An dem Punkt angekommen, wünsche ich mich zurück in die Klinik. In der Klinik war alles gut, zumindestens meistens bzw am Anfang. Ich konnte nicht einfach so in die Küche gehen und mich vollfressen. Und ich nahm ab. Kilo für Kilo. Es war nicht viel, aber selbst V. hat es bemerkt. Sie sagte sie macht sich sorgen. Wow, dieses Gefühl war unbeschreiblich toll. Und für solche Gedanken würde ich mir am liebsten eine Scheuern. Doch ich kann nichts dagegen tun.

Ich wünsche mir einfach so sehr, in den Spiegel gucken zu können ohne das Monster in mir zusehen. Ich möchte mein ganzes Fett nicht mehr sehen, mittlerweile sehe ich aus als wäre ich Schwangern. Mein Bauch ist so aufgebläht und vollgepumpt mich essen, dass es einfach so aussieht. Und es tut weh, es tut weh mich selber so zusehen. Doch meine Freunde sagen nichts. Sehen sie nicht wie ich fetter werde? Oder wollen sie mich einfach nicht verletzen, weil sie genau wissen wie ich reagieren würde wenn sie mir so etwas sagen würden? Ich weiß es nicht.

Ich kriege es einfach nicht auf die Reihe. Ich komme nicht mit meinem Körper klar. Und meine Narben machen es noch schwerer. Es ist meine eigene Schuld, meine Schuld das ich diese Narben mit mir rum tragen muss. Selbst wenn ich meinen Körper ändere, selbst wenn ich meine überflüssigen 20kg abnehmen würde, diese Narben würden bleiben. Sie werden da sein, für immer. Und ich kann rein gar nichts dagegen tun.

Damals, als ich das erste und zweite mal in der Klinik war, fragten sie mich warum ich mich umbringen will. Ich sagte ihnen, dass ich es nicht weiß. Denn wie bitte hätte ich es ihnen erklären sollen? »Ich komme nicht mit meinem Körper klar. Ich will nur aus meinem Körper raus. Möchte dieses Fett nicht mehr spüren. Denn egal was ich mache, ich spüre es. Ich spüre meinen Körper und gleichzeitig all das Fett. Ob ich schlafe, in der Schule bin oder bei Freunden. Ich schäme mich. Ich will sterben, weil ich es nicht hinbekomme. Ich hab mich verloren. Im Essen. Und ich will daraus, koste es was es wolle.«

Und im Moment will ich mehr sterben, als vorher.
Ich hab an Gewicht zugenommen, Höchstgewicht. Ich bin in der Schule alleine, V. hat gesagt das sie wieder was mit mir machen will, sie sagte das sie wieder zu mir zurück kommt. Doch ich glaube nicht daran. Sie ist gegangen und ich glauben nicht daran das sie zurück kommt. Ich will sterben, aber es gibt Dinge die halten mich hier. Es sind absurde Dinge und ich weiß nicht ob ich glücklich oder traurig darüber sein soll, dass es sie gibt.

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“Kotzt und hungert und ritzt und sauft, weil ihr all das nicht mehr fühlen wollt. Kotzt und hungert und ritzt und sauft, weil ihr was zum Betäuben braucht, und es funktioniert. Eine Zeit lang. Aber dann wird das Betäubungsmittel zur Droge, und dann ist es auch schon zu spät, weil ihr euch das Gift inzwischen spritzt, direkt in eure Seelen.” -Wintermädchen