Gewicht

168cm - 65() 64() 63() 62() 61() 60() 59() 58() 57() 56() 55(x) 54() 53() 52() 51() 50() 49() 48()

11. Oktober 2014

Ich wünschte ich wäre nicht ich. Oder gar nicht erst hier.

Leid. Verlust. Liebe. Verrat. Freundschaft. Hass. Wut.
Fett/Fett/Fett.

Es ist unglaublich wie "glücklich" ich in so einem Moment bin. Der Moment wenn ich fresse. In dem Moment denke ich nicht daran wie ich mich danach fühlen werde. Ich denke nicht daran das ich jedes Mal an diesem Gefühl zerbreche. In diesem Moment bin ich vollkommen. Ich lache. Und weine, vor Freude oder wegen etwas lustigem. Aber das ist kein Glück. 
Ich bin kaputt. Und so fühle ich mich auch. Ich fühle wie jedes Mal ein Stückchen mehr von mir abbricht, während es auf der Waage mehr wird. Und doch rede ich mir ein das ich gar nicht so fett bin. Ich versuche die Gedanken zu übertönen und ich versuche im Spiegel mich als jemand anderes zu betrachten. Objektiv betrachtet, bin ich nicht fett. Nicht im Sinne von Adipös oder sonstigem. Aber ich habe zu viel auf den Rippen. Und auf den Hüften. Und überhaupt überall. Wenn ich in den Spiegel schaue sehe ich keinen Wal. Ich sehe Speck und ich fühle mich unwohl. Wenn ich meinen Bauch berühre oder meine Oberschenke, dann möchte ich weinen. Aber „hey solange ich nicht in den Spiegel gucke. Solange ich keinen Wal sehe. Solange ich nicht Übergewichtig bin”. Es ist falsch so zu denken, denn nicht mehr lange und ich werde dadurch untergehen. Nicht mehr lange und ich werde den fetten Wal sehen, den ich in mir schon bin. Nicht mehr lange und ich bin wieder leicht im Übergewicht. Und das schlimmste von allem? Das es mir irgendwie ein bisschen egal geworden ist. Ich bin fett. Ja toll, fertig. Ich habe seit Donnerstag das Haus nicht mehr verlassen, geschweige denn Sonnenlicht gesehen und das will ich auch gar nicht. In meinem abgedunkelten Zimmer fühle ich mich wohl. Ich fühle mich weniger fett wenn ich zu Hause bleibe. Ich will nicht das andere Menschen mich angucken, ich will nicht das andere Menschen sehen wie dick ich bin. Doch ich schaffe es nicht. Klar, man kann "alles" mit Disziplin schaffen. Aber so etwas besitze ich nicht. Ich habe weder Disziplin noch durchhaltevermögen. Spätesten wenn die Schule wieder anfängt oder wenn ich zu L. fahre werde ich es bereuen. 2 Wochen Ferien und ich wollte abnehmen, ich wollte endlich keine "Rundungen" oder "Kurven" oder "Babyspeck" haben. Ich wollte schlank sein. Ich weiß das es Zeit braucht und es ist mir klar das ich nicht in 2 Wochen super Dünn werden kann. Aber ein paar Kilos weniger und ich hätte mich wenigstens ein bisschen wohler gefühlt. Wenn ich jetzt mehr wiege als vorher, dann werde ich mich wahrscheinlich gar nicht mehr trauen in die Schule zu gehen. Meine Gedanken wandern zu S. und allen anderen in meiner Klasse die Dünn sind. Dünner als ich. Ich kriege Panik und diese Panik lässt mich fressen. Sinnlos! Egal wie es mir geht, irgendwie finde ich immer einen Grund los zu fressen. Einsamkeit. Frust. Wut. Freude. Angst. Panik. Solch eine Ironie das ich Panik habe noch fetter zu werden und deshalb fresse. Es ist idiotisch das ich fresse, wenn ich Freude empfinde. Weil dann meine Ausrede ist „ich will doch nur einmal glücklich sein” oder „nur noch heute, morgen mache ich weiter”, ist auch sehr beliebt. Ich hasse mich dafür und dieser Hass lässt mich fressen. Egal was ich tue, das Ende ist immer das selbe. Ich will es ja ändern. Schon so lange. 3 Jahre und ich bin nur fetter geworden. Ich wollte nur ein wenig abnehmen und ich sehe ja was ich dafür bekommen habe. Ich hasse mich und gleichzeitig kann ich nicht aufhören.
Jemandem davon erzählen? Nein. Wer würde mich ernst nehmen? Niemand, genau.
Freunde? Na ja, hab ich keine. Es interessiert keinen ob ich alleine dastehe, am ende  tut es allein Leid und sie können ja sooo verstehen wie ich mich fühle. Nein, können sie nicht. Im nachhinein kommen sie an und wollen wieder mit mir befreundet sein und das nur weil ich mich verstelle. Ich bin nicht ich, wenn ich in der Schule bin und das kann ich auch nicht sein. Denn wenn ich bin wer ich bin oder zu glauben scheine, dann bin ich ein Außenseiter. Klugscheißer. Streber. Oder sonst irgendwas. Wenn man keine Freunde hat kommt man nicht weit. Man wird gemobbt oder im besten Fall einfach ignoriert. Aber dann gibt es auch noch welche die über einen Lästern. Hey man steht schon ganz alleine da und hat niemanden, aber lästern ist doch immer cool. Ich wünschte, ich wäre anders. Nicht ich. Oder gar nicht hier.

Möglicherweise bin ich doch ein Wal. Es ist irgendwie widersprüchlich wie ich mich im Spiegel sehe und wie ich mich sehe wenn ich an mir herunter gucke oder wenn ich meinen Körper spüre/fühle. Es ist ein kleiner Unterscheid, für mich zumindestens. Aber Fotos sind da noch schlimmer. Im Spiegel sehe ich, für mich, eigentlich ziemlich "normal" aus, zwar die Hüfte, der Bauch, die Oberschenkel, also alle großen Problemzonen stechen heraus, aber trotzdem noch ziemlich im oberen Normalbereich. Wenn ich dann an mir herunter gucke ist alles zu dick. Alles. Alles. Alles. Und bei Fotos schreit alles in mir „WAL! Fette Kuh! Monster! Fett fett fett”
Ich habe Angst, weil ich nicht weiß wie Leute mich sehen. Normal? Zu Dick? Oder dann eben doch ein Wal? Ich würde jetzt wieder so gerne sagen „Morgen! Morgen fange ich an, ganz bestimmt!”. Aber wie wir mittlerweile gelernt haben, bringt das irgendwie nie etwas und ich fresse doch. Obwohl mein Kopf mich anschreit: Morgen! Morgen! Klar, werde ich es morgen versuchen. So wie jeden anderen verdammten Tag.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Über mich

“Kotzt und hungert und ritzt und sauft, weil ihr all das nicht mehr fühlen wollt. Kotzt und hungert und ritzt und sauft, weil ihr was zum Betäuben braucht, und es funktioniert. Eine Zeit lang. Aber dann wird das Betäubungsmittel zur Droge, und dann ist es auch schon zu spät, weil ihr euch das Gift inzwischen spritzt, direkt in eure Seelen.” -Wintermädchen